Jean Malaurie

MALORISSUAQ

geboren 1922 Frankreich

 

  • Als Einleitung

Jean Malaurie, Ethnohistoriker und Geograf, lebte zu Beginn seiner Karriere immersiv bei Inuit-Völkern in Grönland. Er interessierte sich insbesondere für die Dynamik von Geröllhalden* und bezeichnete sich manchmal sogar als "Geröllforscher". Jean Malaurie unternimmt mehr als 30 Missionen in die Arktis und nach Sibirien. Aus dem "Mann, der mit den Steinen spricht" wird nach und nach "Malorissuaq" (nach dem Namen Malaurie in der Sprache der Inuit). Als Verteidiger der indigenen Völker der zirkumpolaren Arktis, der Männer und Frauen von Thule, versucht Jean Malaurie, das spirituelle Abkommen der Inuit mit der Natur zu verstehen, dass auf dem Animismus** beruht.

* Untersuchung der Form und Zusammensetzung von Steinschüttungen     

**Glaube, der Tieren und Gegenständen eine Seele zuschreibt.

 

  • Wann war er am Nordpol?

Für eine erste einsame Mission: 1951 in Nordgrönland, nachdem er die französischen Polarexpeditionen von Paul-Émile Victor verlassen hatte.

 

  • Welches Mittel hat er verwendet?

Ein Schiff, das am 1. Juli 1950 von Dänemark aus startete, und anschließend ein Eisbrecher auf dem Weg in den hohen Norden (Grönland). Die Landung in Thule, welches per Flugzeug nicht erreichbar war, erfolgte am 23. Juli 1950 nach mehreren Tagen wiederholter Zwischenlandungen.

Die Mission wurde vom CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) finanziert, doch da der Ruf des Nordens zu groß war, wurde die Abreise um sechs Monate vorgezogen, ohne auf die Mittel zu warten.

 

  • Wer begleitete ihn auf seinen Expeditionen?

Er war der einzige Qallunaak (Weißer) unter den Inuit, und die Erkundungen wurden mit denen durchgeführt die sich am besten auskennen: mit Schlittenhunden und der wertvollen Hilfe vor allem von Kutsikitsoq, dem treuen Begleiter und Sohn des Großen Schamanen Outaq.

 

  • Was war das Ziel seiner Mission in der Arktis?

Erstellung von Karten und Vermessungen von unbekannten oder schlecht bekannten Ländern.

Geomorphologische Messungen über die Höhe der "angehobenen Strände" vornehmen, um Vergleiche anzustellen (isostatische Bewegungen*).

Untersuchung der Formationen von Steinschutthalden, um ihre Dynamik zu erfassen.

*Vertikale Bewegungen, die Kontinental- oder Inselplattformen anheben oder absenken können

 

  • Welche Ergebnisse erzielte er?

Der berühmteste: am 29. Mai 1951 den geomagnetischen Nordpol erreicht zu haben.

Das Erlernen des lokalen Dialekts, für den kein Wörterbuch erstellt worden war.

Die Durchführung von topografischen, kartografischen und kryomorphologischen Vermessungen, Notizen zu Geröllhalden, Steingrößen und -polierungen sowie die Entnahme von Steinen und Fossilien.

Genealogie und Studien zur Fruchtbarkeit und Demografie der Inuit-Gemeinschaft.

Die Veröffentlichung des Berichts über diese Reise im Jahr 1955: Die letzten Könige von Thule, das weltweit meistverbreitete Buch über Grönland.

 

  • Was inspiriert ihn seine Erfahrung in der Arktis?

"Möge der Inuit-Bürger des Jahres 2022 erleben, dass der Traum der Entdecker wahr wird: ein unverschmutzter Pol an dem ein ökologischer Humanismus herrscht." (Jean Malaurie, Brief an einem Inuit des Jahres 2022, 2015)

 

"Möge der Inuit-Bürger des Jahres 2022 erleben, dass der Traum der Entdecker wahr wird: ein nicht verschmutzter Pol, an dem ein ökologischer Humanismus herrscht."

Jean Malaurie, Brief an einen Inuit aus dem Jahr 2022, 2015